Clemens Gadenstätter

Clemens Gadenstätter, geboren 1966 in Zell am See (Österreich), Kompositionsstudium bei Erich Urbanner und Helmut Lachenmann ist ein Komponist der an die Substanz der Musik geht wie kaum ein anderer seiner Generation. Nicht das Material selbst oder eine „kritische Auseinandersetzung“, wie man so oft liest, ist der Kern seines Interesses, sondern eine Philosophie des Hörens, Verstehens und Empfindens, die auf semantischen Analysen und einer eingehenden Beschäftigung mit Wahrnehmungsphänomen basiert. Eine Philosophie die zwei Seiten hat, einerseits eine die den Klang und seine Wahrnehmung, sowie dessen Strukturierung beschreibt, andererseits das klingende Stück selbst. Gadenstätter entwirft in seinen Essays Modelle unseres eigenen Sinnesapparates, die auch abseits seiner Stücke inspirieren und anwendbar sind. Im Laufe seiner Forschungen tastete er sich immer weiter und verfeinerte seine Ansätze, die beiden Seiten sind dabei aber nie getrennt. Die Stücke sind nicht einfach die Anwendung des vorher textlich formulierten, sie sind Bestandteil seines Denkens und spiegeln dieses künstlerisch wieder. Sie machen seine Philosophie also hörend nachvollziehbar und erlebbar. Ausgangspunkt ist oft einfachstes Material, klingend oder nicht klingend, von banalen Alltagsgeräuschen hin zu Empfindungen oder semantischen Komplexen. Kategorisiert und analysiert erlebt dieses Material unterschiedlichste Formen der Transformation und Musikalisierung und wird anschließend in neue Zusammenhänge gebracht. Während wir hörend diesen Prozess verfolgen entstehen neue Bedeutungen und neue Perspektiven auf das scheinbar so bekannte. Am Weg zum Verstehen wird Hören zu einem bewussten Prozess, der semantisches Erfassen ebenso miteinbezieht wie sinnlich, körperliches.

In Semantical Investigations lotet er banale Alltagsklänge und deren Bedeutungsuniversum aus. Die Werkreihe E.P.O.S.: les premiers cris, les cris des lumieres, les derniers cris für unterschiedliche Ensemblebesetzungen beschäftigt sich mit der Transformation von akustisch ausgelösten, präformierten Empfindungen. Ebenso SAD SONGS beschäftigt sich mit menschlichen Empfindungen. In ICONOSONICS analysiert Gadenstätter kompositorisch ikonographische Kontexte. Die Arbeit an Bedeutung und Wahrnehmung zieht sich aber auch durch unzählige weitere Werke im breiten Schaffen des Komponisten, ebenso sein kritischer Blick auf unsere sich zunehmendes isolierende Gesellschaft. Derzeit zeigt sich auch ein verstärkter Dialog mit anderen Medien, wie etwa in les cris des lumières für Ensemble und Licht oder daily transformations für Stimmen, Instrumente, Elektronik, Video, Raum und Licht.

Die angesprochenen Essays (HÖREN VERSTEHEN KOMPONIEREN und Was heißt hier banal?), sowie eine detaillierte Biographie und Werkliste des Komponisten sind veröffentlicht und können auch auf der Website des Komponisten gelesen werden.

Andreas Karl

Website: www.gadenstaetter.info
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